@charlotte_schreibt: Ich weiß, nur dieses Weiß! (6)

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Die anstehende Hochzeit gleicht ohnehin dem achten Weltwunder. Ein Hochgefühl voller Bestätigungen macht mich seit Wochen kerzengerade. Ich freue mich regelrecht auf den nächsten Lebensabschnitt. Bisher habe ich nur auf anderen Hochzeiten meine Schuhe durchgetanzt. Entweder bin ich neben dem einzigen männlichen Single platziert worden oder habe einen runden Single-Tisch mit sieben anderen weiblichen Single-Konkurrenten teilen dürfen. Wie man sich dann fühlt, können nur ungewollte Alleinlebende nachempfinden: Wie auf einer Drehscheibe mit Bisswunden, sage ich euch. Auf keinen Fall würde es einen solchen Tisch auf meinem Fest geben, da ich grundsätzlich keinen brandmarke, indem ich sowohl Kärtchen mit Einzelnamen aufstelle als auch welche mit „&“. Kein „&“ zu haben wirkt wie Ausgrenzung. Hat sich damals auch so angefühlt. Okay, heute mit reife Vierzig stehe ich darüber und lächle wissend.

So, aufgepasst, jetzt steht meine Vermählung an.

Ich würde jedoch niemals heiraten oder zumindest niemals das ersteigerte elfenbeinweiße Kleid tragen,wenn ich nicht von meinen Kolleginnen gezwungen worden wäre, noch einmal das Kleingedruckte im Verkaufsangebot zu lesen. Allesamt, also fast alle Augen- und Ohrenpaare im Großraumbüro, haben mit mir zusammen fiebernd auf die Lieferung gewartet. Als sie sich vor ein drei Tagen um meinen Rechner geschart haben und ich jeden ihre Atemzüge vernommen habe, ist das Kleingedruckte schnell zu großen Lettern auf dem Screen gewachsen: Zur Selbstabholung!

„Zur Selbstabholung“, wiederholte der Mitbewohner meines Herzens wenige Stunden später etwas nasal am Küchentisch. „Ja“, antworte ich kleinlaut und hacke die Tomaten in mikrofeinste Würfel.

„Ich werde kommendes Wochenende runterfahren,“ beschloss ich lösungsorientiert. „Runter? Wo genau liegt runter?“ klang seine Stimme leicht unternuanciert. „Äh, in der Nähe von Köln. In der Nähe davon.“

„Wie nah an In-der-Nähe-von?“, versucht mein Verlobter einzugrenzen.

„An der holländischen Grenze,“ versuche ich spielerisch die Situation zu meistern. Er schnauft, ganz doll. Er hat es kapiert: „In Aaaaaaachen?“

„Jep!“

Ich bemühe mich, eine ernste Miene zu machen.

„Deine Heimatstadt also!“

„Jep, ich kann es selbst kaum glauben.“

„Du kennst die Verkäuferin aber nicht etwa persönlich?“ hakt er nach. „Ich kenne doch dein so genanntes Universumsglück. Vermutlich noch in einer Klasse gewesen!“ Er veräppelt mich, denke ich. Sobald es um Wunschdenken und um das Universum geht, wird er zum Augen-Rock´n-Roller!

„Es gibt keine Alternative? Vielleicht doch einen Paketdienst als naheliegende Lösung einzuschalten?“  Die einzige Alternative ist jetzt mit dem Kopf zu verneinen.

„Nee, die Verkäuferin besteht ausdrücklich auf Abholung. Sie habe ihre Gründe und poche auf die Verkaufsbedingungen, denen ich zugestimmt habe.“

„Kein Rückgaberecht?“

„Nein! Was will ich mit einem Rückgaberecht? Wenn es eines gäbe, hätte ich das Kleid auf keinen Fall zurückgebenwollen! Es ist genau das, was ich tragen möchte. Entweder genau dieses Kleid oder nackt vorm Standesbeamten!“

Mein Künftiger zögert kurz, als habe er tatsächlich die Vor- und Nachteile abgewogen. „Ziemlich hohe Transportkosten für ein Kleid,“ mathematisiert er und kommt zum Ergebnis: „Glaub ja nicht, dass ich mit dir da  r-u-n-t-e-r  fahre.“

Fortsetzung folgt auf jeden Fall // Copyright Claudia Buecken

Kommt auch gern auf Instagram vorbei-> @charlotte_schreibt

©®Claudia Buecken, Hamburg

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