Ich bringe mein ehrliches Bedauern zum Ausdruck, aber dieses währt nicht lange. Für die Beschaffung der Garderobe und das Drumherum bin ausschließlich ich verantwortlich und brenne jetzt darauf, die Angelegenheit mit dem Kleingedruckten selbst auszubaden, verbunden mit einem Kurzbesuch bei meinem Vater und die Aussicht auf freie Zeit, um mich mental auf den Ehestand vorzubereiten. Ich halte inne. Gibt es dafür eine App ? E-Learning über eheliche Pflichten und dazu erstbesten einhundert Kochrezepte mit Gelinggarantie? Ich will die Ehe ernstnehmen und lade mir sofort ein paar digitale Lebensgehilfen runter wie E-Wedding*, Hochzeitsjournal* oder nur zum Spaß eine Wedding Simulation. Und dann: Was passiert nach der Trauung? Diese neue Lebenssituation in spe löse ich bestimmt mit meiner Lieblings-App: The most days after wedding*!
Alternative: Vielleicht frage ich einfach meinen Vater und ziehe die jahrzehntelange Erfahrung meiner Tante in Betracht? Analoger Dialog, wie geil ist das denn?
Es geschieht nichts ohne Grund. Ich empfinde meinen klitzekleinen Fauxpas beinahe als Geschenk des Schicksals und als passende Gelegenheit, mein Leben neu zu vermessen.
Ich brauche Urlaub, denke ich aufgeregt.
„Nutze wenigstens die Zeit,“ raunt mir mein Chef leise zu, als er meinen Urlaubsantrag am nächsten Morgen unwillig unterschreibt.
„Ich bin dein bester Freund, und ewig wiederholend rate ich dir dringend von dieser Verbindung ab! Aber du machst ja immer was du willst, Madame Charlotte!“ Er rollt mit den Augen und versenkt seinen Kopf wieder hinter den Bildschirm.
Fortsetzung folgt bestimmt / Copyright Claudia Buecken
*erstunken und erlogen!