Schöner arbeiten statt schöner wohnen
Wie Pilze aus dem Boden schießen sie, die Online Angebote, Werbeanzeigen und Analogblättchen rundum ums „Hoffice“. Von zu Hause arbeiten entwickelt sich zu einer Attitüde, einer neuen Lebenshaltung mit ganz viel Luft nach oben. Schreibtisch, Stuhl, Regale und sonstige bewegliche Wirtschaftsgüter rücken in den Fokus. Wer nur in der Küche hockt, gebeugt vorm Laptop und von summenden, hauswirtschaftlichen Gerätschaften eingerahmt, sehnt sich schnell nach einem eigenen Arbeitszimmer. Handlungsbedarf = Verhandlungssache mit Partner und/oder Familienmitglieder. Gegenfalls auch mit Hund.
Wer bereits eine Rumpelkammer (Hometrainer = Kleiderablage adé!) annektiert hat, kann sich glücklich schätzen, aber auch hier wird schnell klar: Für den Privatgebrauch hat es bisher gereicht, aber für eine 40-Stunden-Woche muss nachgebessert werden. Feinschliff ! Ein größerer, höhenverstellbarer Schreibtisch muss her. Ein ergonomischer Schreibtischstuhl steht bereits auf der Liste, eine neue Lampe mit Sparleuchten ist dringend erforderlich und sofort im Online Handel verfügbar und eine Bodenmatte für die harten Rollen des Stuhls in einer Woche lieferbar. Im Home Office Paket übernimmt das der Arbeitgeber, im Mobilen-Arbeiten-Paket dagegen ist man selbst zuständig und auf freiwillige Goodies des Chefs angewiesen. Je nach Budget und Stimmungslage.
Ich bestimme die Raumatmosphäre.
Klarer Heimvorteil. Welche Pflanzen, welcher Dufterfrischer, welche wirklich guten Kugelschreiber, coole bunte Zettel statt langweilig weißer, und sogar ein Whiteboard für Einzel-Brainstorming hängt nun an der Wand. Frischluft nur fünf Minuten pro Stunde. Kein Opfer mehr von Beatmungsjunkies, die an Fenster-Schließ-Demenz leiden. Ich bin Herr oder Herrin der Frischluft-Verordnung. Rollo hoch, Rollo runter. Das ständige Kordeln mit einstudierten Rechtfertigungsparolen hat ein Ende. Endlich Erholung für die immer geblendeten Augen! Ganze drei Meter bis zur Küche mit dem verdammt guten Kaffee. Keine Plörre mehr. Ein Stück Selbstbestimmung „in da House“.
Und der Postmann braucht nur einmal klingeln (nicht zwei Mal!) *grins
Um noch weitere Kontakte mit der Außenwelt zu reduzieren, kann ich von jetzt an Pakete und Eilsendungen empfangen, ohne wie VOR DER NEUEN ZEITRECHNUNG den lästigen Weg zu einer Filiale auf mich nehmen zu müssen. Ich bin endlich die wirklich nette Nachbarin, die für die anderen Päckchen annimmt. Freue mich schon auf die Merci-dass-es-dich-gibt-Präsente! Mandel-Milch-Nuss habe ich am liebsten!
Mein neuer Arbeitskosmos ist bereit.
Fortsetzung folgt //Eure Frau Buecken