6:35 Uhr, werktags: Wie ich aus dem Bett falle, würde ich am liebsten vorm Bildschirm sitzen und in den Arbeitstag cruisen!
Gleichermaßen geplante oder verflixt spontane Meetings, bei denen unvermeidbar visuelle Anwesenheit erwünscht ist, machen oft einen Strich durch meinen „Casual Working Plan“. Erste Hilfe im Internet, um Abhilfe zu schaffen: Seit zwölf Monaten grassieren hartnäckige Home Office Styling Tipps im Web. Ich knacke mal den Dresscode für die, die sich keine Home Office Outfit- und Farbberater*innen leisten können oder wollen:
1. Oben herum ist wichtig! Wähle einen eleganten Feinstrickpullover!
2. Nicht den Platz verlassen, falls du nur oben herum businesstauglich bist! STEH NICHT AUF!
3. Achte auf Kontraste – Wie passt das Outfit zum Hintergrund? Am besten bleibst du neutral, aber werde keine Einheit mit der vanille-farbenen Wand
4. Entscheide dich für seriös, nicht skandalös! Keinen Lack- und Lederfetisch ausleben, auch wenn es verlockend ist, in den eigenen vier Wänden genau das zu tun!
5. Sitzt die Frisur? Mehr muss ich dir nicht sagen!
6. Behalte Gewohnheiten bei: Lippenstift im Büro = Lippenstift im HO !
Kann Kleidung die Arbeitsleistung beeinflussen? Engelchen und Teufelchen bekriegen sich auf meiner Schulter. Jede imaginäre Partei hat seine feste Meinung. Mein rausgeputzter Engel darf im Grunde Eitelkeit nicht kennen, aber die Sanftmütige rät mir jeden Morgen, ein passendes Ensemble zu tragen. „Frau Buecken, man weiß nie. Würde und Respekt stecken in der Art der Bluse. Du wirst Großartiges leisten.“ Ich denke trotzig: Die Bluse kneift. Überall, wo ich bin! Das Kneifen macht mich unproduktiv!
Der Teufel pfeift dagegen auf das berühmte Detail und schlittert völlig lax durch mein Arbeitszimmer. Perfekt in Szene gesetzt mit rosa-gestreiftem Schlafanzug. „Ich brauche nicht die Eleganz von drüben“, frotzelt er kopfnickend nach rechts und klopft mit dem Glitzer-Dreizack auf meinem dunklen Parkett. Jeden Morgen diese Kämpfe, fluche ich. Ich finde den Teufel wirklich sympathisch, denn er zelebriert jeden Tag den „casual friday“. Also was mache ich? Oben Lametta, unten keine Kompromisse: Leggings mit Muster! Welche Muster, verrate ich nicht! Was im Home Office passiert, bleibt im Home Office!
Mancher Kollege hortet Variations-Jogginghosen im Schrank und bekommt ein befremdliches Gefühl, sobald die Stoffhose aufgebügelt werden muss, um eine Stippvisite in die heiligen Office Hallen zu machen. Wir alle brauchen Unterstützung, wenn der Rückruf eingeleitet wird. Ich frage meine Sprachassistentin: Trulllaaaa, WAS ZIEHE ICH AN? Bloß Keinen Drei-Tage-Jumper, so die Sprachsteuerung mit Herz. Die Welt da draußen blickt auf dich ! Okay, der Teufel schert sich nicht darum, ob Office oder Nicht-Office. „Ich kann eh alles und kann alle Pyjamas tragen!“ Auf jemanden passt die Beschreibung, denke ich und muss schmunzeln. Kennt nicht jeder so einen Menschen?
Auf welchen imaginären Flüsterer würdest du hören? Auf den kecken Engel, auf den selbstsicheren Teufel oder auf das Echo von Blech-Trulla?
Ich höre auf mein Bauchgefühl!
Fortsetzung folgt // Eure Frau Buecken